ÜBER DAS ZU-SICH-SELBST FINDEN… IN NEW ADULT BÜCHERN?
Ich höre das viel zu oft: Selbstfindung. Ja, klingt eigentlich sehr vielversprechend.
In der Zukunft werde ich durch die Welt laufen und wissen, wer ich bin, was mein Ziel im Leben ist. Ich habe Liebe und Verlust erfahren, habe
gelernt und gelebt. In der Theorie wahrscheinlich auch einfach gesagt; Praxis sieht dann nochmal anders aus.
Denn es ist doch meistens etwas verzwickter.
Während ich Growing Love. Als wir uns fanden von Fam Schaper las, musste ich mir wohl eingestehen, dass es mir wie Lotta ging.
„Ich verkörpere wirklich alles, was andere Generationen an unserer kritisieren; ich bin ziellos, unfähig, unaufmerksam und noch etliche Worte mit der Silbe "un" vorne, auf die ich nicht weiter eingehen möchte.“ - Lotta
Da kommst du in deine Zwanziger und ganz plötzlich sollst du wissen, was du mit deinem Leben anstellen willst. Wirst aus der Schule geschmissen, in eine Ausbildung, ein Studium, sollst arbeiten… erwachsen werden. All das ohne dich eigentlich selbst zu kennen. Aber das ist auch kein Problem, denn das sollst du parallel zu all dem Stress auch noch rausfinden. Ich nenne das also eher Selbst-Überforderung und kann die liebe Lotta nur verstehen.
Eine ganze Weile fühlt man sich dann auch noch alleine mit all diesen Forderungen und Erwartungen an das Leben.
Dann kam etwas, namens New Adult, in mein Leben. Ich lese seit ich denken kann und mit dem Alter verändert sich eben der Geschmack. Klar, ich liebe unrealistische Liebesgeschichten, aber wie viel besser ist eine Geschichte, in der ProtagonistInnen genauso wenig Ahnung haben wie du?
Vielleicht ist das der Grund, warum ich diesem Genre so verfallen bin. Ich mag Happy Ends und Liebe, aber es ist auch schön zu sehen, dass du mit der Tatsache nicht alleine bist, absolut gar nichts vom Leben zu wissen. Eigentlich ist es mir bereits bewusst, aber es ermutigt mich dann trotzdem, es schwarz auf weiß zu lesen.
Wenn du den ganzen Tag zu hören bekommst: Was willst du damit anstellen? Dieser Job sichert dir keine Zukunft. Oder, wie mein Lehrer so schön sagte: In deinem Traumjob musst du kommunikativ sein, doch das bist du nicht. (Weil ich mich in seinem Unterricht nicht beteiligt habe. Angststörung, ahoy! Leider hat ihn das eher weniger interessiert… ich bin ehrlich, dass ich es auch mit keinem Wort erwähnt habe, denn ähm… ich dachte, ich sei als Einzige komisch, was eine Ironie…).
New Adult hat mir also Türen geöffnet, die mir ein großes Spektrum an verschiedenen Menschen und Gedanken offenbart haben.
Nein, du brauchst kein krasses Talent, um es irgendwie weit zu bringen. Fakt ist, solange du mit dem glücklich bist, was du tust, sollte es sowieso egal sein, warum, wieso, weshalb. Es gibt keinen Grund, sich selbst unnötig unter Druck zu setzen und sofort herausfinden zu müssen, wohin der jetzige Weg führt. Solange du nicht stehen bleibst, läufst du. Und das ist doch das, was zählt, oder?
Eigentlich wollte ich hier viele Gründe aufzählen, warum wir New Adult lesen und lieben, aber bin dann irgendwie vom Thema abgekommen.
Ich glaube, wir lesen es, weil wir uns dann nicht alleine fühlen, weil wir uns plötzlich verstandener fühlen, oder weil es uns eine Erklärung für all unsere verwirrenden Gefühle gibt. Oder aber wir lesen es, um einfach von unseren eigenen Problemen abgelenkt zu werden. Und das ist auch gut so. New Adult ist kein Genre, was sich nur mit Erotik auseinandersetzt. Wer kam überhaupt auf diese schwachsinnige Idee?
Inzwischen werden damit Themen behandelt, die wir uns vorher nicht getraut haben auszusprechen. Ernste Themen, wie psychische Erkrankungen, sind kein so großes Tabuthema mehr. Aber auch „un“ernste Themen, wie die Selbstfindung, stehen im Vordergrund.
„Ich kann ihr keine gute Zukunft bieten, wenn ich nicht einmal weiß, wie meine eigene aussehen soll. Es gibt nichts, was ich kann.“ – Lotta
Niemand ist unfähig, unaufmerksam, oder was auch immer. Es ist schade, dass die Gesellschaft uns wieder und wieder aufzwingen will, dass alle gleich perfekt sein müssen, erfolgreich sein sollten. Ich bin „un“perfekt, „un“erfolgreich, und „un“festgelegt. Das sind ab jetzt die einzigen „un“‘s, die ich akzeptiere. Denn daran ist absolut nichts falsch.
Es hat bei mir eine ganze Weile gedauert, aber ich glaube, dass Selbstfindung gar kein Ziel, sondern der Weg ist. Klingt klischeehaft? Okay, aber immerhin stimmt es trotzdem. Wer hat dir schon vorzuschreiben, wann und wie du das Leben verstehen sollst? Der Punkt ist doch, dass du Fehler machst und daraus lernst, Erfahrungen sammelst und dich weiterentwickelst, bis du am Ende deines Lebens sagen kannst: Ja, habe ich ganz gut hingekriegt.
Du wirst dein Äußeres ändern, weil sich dein Geschmack verändert. Du wirst deine Meinungen ändern, weil du dazulernst. Du wirst ein paar Mal den Weg ändern, weil du deine Ziele neu ausrichtest. Ich danke New Adult dafür, dass es einen Teil dazu beigetragen hat, all das zu normalisieren, zumindest langsam... aber ganz sicher.
Beiträge der BlogTour:
1. Handlungsorte in "Growing Love" - Marlene & Lisa @hunters_of_dreams
2. Jaspers Buchempfehlungen - Lou @fromlouwithlove
3. Themen in New Adult - Lena @headoverbook
4. Lottas Rezept - Franny @thexshadowxwriter
5. Autoreninterview - Laura @never_without_books
6. Rosas Empfehlungen - Grace Franki @frankis_mondolibri
7. Charakterinterviews - Missi @himmelsblau, Sarah @freie.buchelfe, Thorina @zwischen.worten
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