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Second Chances - Erste Zweite Chancen


Du,

 

ich würde diesen Brief nicht schreiben, wenn ich eine zweite Chance bekommen hätte, weil ich die erste knapp verpasst habe. Aber irgendwie habe ich nicht richtig mitbekommen, dass es die schon gab. Dass es im Leben immer nur erste Chancen gibt, erste zweite Chancen, erste dritte Chancen. Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst. Vielleicht hätte ich mich mehr angestrengt. Denn ich habe Angst, etwas zu verpassen. Dich, deine ersten zweiten Chancen, unsere erste letzte Chance. Die du mir wahrscheinlich im Stillen gegeben hast, denn so bist du einfach. Und so bin ich. Weil ich manchmal vergesse, dass ich diese eine Chance hatte. Hätte nutzen sollen. Du das verdient hast.

Das Leben ist keine New-Adult-Romance mit Second-Chance-Trope, die ich einfach so erfahren darf. Wir sehen uns nicht in ein paar Jahren wieder, ein paar Monaten, ein paar Tagen und beginnen einfach wieder von vorne. Das wäre diese erste zweite Chance, die ich gerne hätte. Wir laufen nicht durch die Großstadt und rennen plötzlich gegeneinander. Während es regnet, teilen uns einen Regenschirm, lachen über die Vergangenheit und schauen zusammen wieder in die Zukunft. ‘Serendipity‘ wird real, ist kein Hollywood-Rom-Com Plot mehr. Da ist kein richtiges Wort im Lebenslexikon mit Definition à la: Second Chances - Erste zweite Chancen, die du niemals wahrnehmen kannst, weil deine Welt nicht Teil einer verdammten Fiktion ist.

Zwei Worte, die jemand aneinandergereiht hat, mir zu viel Hoffnung im Herz, dass etwas wert genug ist zweimal geliebt zu werden. Zweimal zu viel gehofft, dass es diesmal anders wird. ‚Man sieht sich immer zweimal im Leben‘, bekommt eine ganz neue Bedeutung. Doch diese Chance haben wir auch verpasst, denn bevor ich dich zum zweiten Mal sehen konnte, habe ich dich bereits besser gekannt als mich. Aber kannst du glauben, dass ich trotzdem jeden Morgen aufstehe, mich an mein Fenster stelle und hoffe, beim rausschauen dich über die Straße eilen zu sehen? Dass ich beim Einkaufen extra langsam um jede Ecke gehe und hoffe, wir stoßen ganz ungeplant aufeinander? Dass ich mir jeden Morgen beim gleichen Bäcker meinen Kaffee hole und hoffe, du stehst vor mir in der Schlange? Dass ich immer noch im hinteren Teil des Busses sitze und hoffe, du fährst weiterhin zur gleichen Zeit arbeiten? 

Und ich wünsche dabei, dass du mir dann diese erste zweite Chance gibst, weil du auch an geplante Zufälle glaubst. Denn mein Herz ist voll mit Hoffnung, dass ich es wert bin, zweimal geliebt zu werden. Und du weißt, dass ich es wert bin, zweimal geliebt zu werden. Dass du zweimal zu viel hoffst, diesmal ein anderes Ende am Anfang zu sehen, ich die erste dritte Chance daraufhin nicht verpasse.

Wir beide wissen, ich würde diesen Brief nicht schreiben, wenn ich eine zweite Chance bekommen hätte, weil ich die erste knapp verpasst habe. Wie den Ausstieg dieser Busfahrt, weil ich einen Brief an jemanden schreibe, der gar nicht existiert.

 

Ich lebe zu viel in meinem Kopf. Aber nur falls, wenn, in diesem Serendipity-Moment; hätte ich eine zweite erste Chance verdient? Nächste Haltestelle: Koberg. Hier muss ich raus…


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