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Kirmes Im Kopf by Angelina Boerger


Titel: Kirmes im Kopf

AutorIn: Angelina Boerger

Preis: 18,00€ (Paperback)/16,99€ (E-Book)

Link zum Buch: Kirmes im Kopf

Bewertung: 5 Sterne 

 

Vielen Dank an den KiWi Verlag für das Rezensionsexemplar.


Klappentext:

 

Wie ich als Erwachsene herausfand, dass ich AD(H)S habe

 

Lange Zeit fragt sich Angelina Boerger: Bin ich einfach chaotisch und kann nicht gut mit Stress umgehen, oder steckt vielleicht mehr dahinter? Mit Ende zwanzig erhält sie schließlich die Diagnose »AD(H)S im Erwachsenenalter« und ist erleichtert: Endlich hat die Kirmes in ihrem Kopf einen richtigen Namen.

 

Schätzungsweise 2,5 Millionen Erwachsene sind in Deutschland von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz AD(H)S, betroffen. Die Symptome bei Erwachsenen sehen in der Regel anders aus als bei Kindern und auch das Bild des klassischen »Zappelphilipps« ist längst überholt. Aber warum wissen wir über AD(H)S im Erwachsenenalter so wenig? Warum ist der Weg zur Diagnose so lang? Und wieso erhalten gerade Mädchen und Frauen oft sehr späte oder falsche Diagnosen?

 

Diese und mehr Fragen beantwortet Angelina Boerger in »Kirmes im Kopf«. Sie klärt über die gängigsten Vorurteile gegenüber Menschen mit AD(H)S auf, berichtet von den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen – und erzählt mit Leichtigkeit und Witz aus ihrem Alltag: von Lernkrisen während des Studiums und Busfahrten ans falsche Ende der Stadt über Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen bis hin zu übersprudelnden Ideen und kreativem Potenzial. Denn das Gehirn von Menschen mit AD(H)S tickt etwas anders – aber wer sagt eigentlich, dass das etwas Schlechtes ist? 


Meine Gedanken:

 

Ich habe von dem Buch gehört weil meine Oma zu mir meinte: Guck Mal, im Fernsehen habe ich eine Frau gesehen die hat ein Buch geschrieben über ADHS.

Das Thema hatte ich kurz mal bei ihr angesprochen. Und genau wie Angelina im Buch sagt: Weil ich ein paar TikToks gesehen habe. Aus ein paar TikToks wurde dann ein ganzer Algorithmus und in fast jedem Video konnte ich mich irgendwie wiederfinden. Leider gehöre ich zu den Menschen, die eben nicht an Eigendiagnosen glauben, und sich denken, wozu gibt es Therapeuten, du kannst das nicht selber, wobei ja in eigenen Gedanken immer etwas Wahrheit steckt.

Also habe ich es weiter angeschaut und verdrängt. Das hat nur halb so gut funktioniert, denn je mehr ich sah, umso mehr habe ich nachgedacht. Über mein Leben, meine Handlungen, meine Gedanken.

Das Buch musste her. Ich wollte es irgendwie schwarz auf weiß.

Also habe ich angefangen zu lesen, bereits fast alles gewusst, weil ich eben viel zu viel schon recherchiert habe. Doch sobald etwas nicht auf mich zutraf, tja, hast wohl doch kein ADHS.

 

Während des Lesens hatte ich aber eine Serie laufen, habe mit Leuten geschrieben, und vergessen, dass ich eigentlich gar nicht lesen wollte, sondern in der Küche noch Abwasch auf mich wartete. Alles kein Ding, aber stattdessen hat mich die Autorin mit einem Abschnitt auf die Idee gebracht, dass ich meine Newsletter ja mal abbestellen könnte und das endete dann damit, dass ich mein ganzes Postfach aufräumen wollte, denn mein Speicherplatz neigte sich eh dem Ende zu. Von der Bewerbung, die ich am gleichen Laptop, an dem ich dann saß, schreiben muss und sämtlichen anderen Computer Arbeiten mal abgesehen, aber das hatte einfach keine Priorität.

"All das passiert bestimmt einigen". Ja, aber bei mir passiert das immer. Jeden Tag, zu jeder Minute. Außer etwas fesselt mich komplett, ändere ich zu jeder Zeit meine Aufgabe, weil es sonst einfach zu langweilig wird.

 

Macht alles Sinn, wenn man sich näher mit dem Thema befasst hat. Aber das hatte ich als Kind doch nicht oder? Ich war gut in der Schule... Zumindest in Fächern, die mich interessierten. Ich konnte mich konzentrieren, und den Worten der Lehrer folgen... Solange draußen nicht andere Schulkinder fangen spielen und ich das beobachtete. Laut vorlesen ging allerdings gar nicht, denn war ich an der Reihe, habe ich mir nicht merken können, was genau ich dort gerade vorgelesen habe. Hausaufgaben habe ich erledigt... Sollte ich sie nicht vergessen haben aufzuschreiben. Und in den späteren Schuljahren habe ich sie einfach nicht gemacht, denn... Pubertät.

"Aber machen das nicht alle so?" Immer wieder diese Standardfrage, wenn man darüber nachdenkt vielleicht nicht "normal" zu sein. Ebenfalls ein Thema in diesem Buch, was von Angelina direkt angesprochen wird. Dass es eigentlich kein "normal" und "nicht normal" gibt. 

 

Ich bin dreiundzwanzig und habe alles bis jetzt ganz gut überstanden. Ich habe mein Abitur, und fast meinen Bachlorabschluss (der sich um gute zwei Jahre verzögert hat, weil ich irgendwie nicht genug hinterhergelaufen bin, wenn irgendwo Papierkram wartete, außerdem wegen teils nichts zu überfordert war, um überhaupt in Gange zu kommen).

Also habe ich akzeptiert, dass ich faul bin und vieles aufschiebe. Warum, habe ich allerdings niemals hinterfragt. Bis dich all diese Dinge einholen und du erwachsen bist, plötzlich mehr auf dich alleine gestellt und merkst, dass du dich wegen deiner "Vergesslichkeit" immer weiter in die Scheiße reitest. Und sei es nur eine Paypal Zahlung an Freunde, die du definitiv sofort machen wolltest, die Nachricht geschlossen hast und es direkt keine Rolle mehr gespielt hat. Solange bis die Erinnerung von diesen zu einem Zeitpunkt kommt, in dem du dich direkt bereit dazu fühlst, denn ansonsten ist es ein Teufelskreis, aus dem du nicht wieder rauskommst.

Fast hätte ich auf der Arbeit einige Tage um sonst gearbeitet, weil ich vergessen habe nach meiner Schicht die Arbeitszeiten in mein Buch zu schreiben. Es gibt so einige Dinge, die mir vor allem durch "Kirmes im Kopf" erst richtig bewusst werden. Dazu kommen noch eine Menge Dinge, die ich mit hunderten Videos auf Social Media abgespeichert habe. 

 

Alles in allem ist das Thema sehr viel komplexer, als man denkt. Auch das Buch kann nicht einmal ansatzweise alles auf dem Spektrum ansprechen und auch Angelina deutet immer wieder an, wie wenig bisher geforscht wurde. Trotzdem gibt das Buch erste und gute Einblicke in das Thema, ganz egal, ob du dich selber damit identifizieren kannst oder versuchst andere Menschen besser zu verstehen. Noch dazu ist es persönlich genug gehalten, um genau das nicht aus dem Auge zu verlieren: Wir sind alle Menschen, mit Ecken und Kanten und jedes Gehirn auf dieser Welt funktioniert eben anders. 

Auch mich hat es mehr zum Nachdenken angeregt... ganz egal, ob mit oder ohne Diagnose.

 

Also danke Angelina für ein kleines bisschen Aufklärung in einem riesig großen Themenbereich innerhalb eines noch größerem Planeten, in der Hoffnung, dass es in der Zukunft mehr als nur normal ist darüber zu sprechen. 

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