Titel: Der fürsorgliche Mr. Cave
AutorIn: Matt Haig
Preis: 20,00€ (Hardcover)/17,99€ (E-Book)
Link zum Buch: Der fürsorgliche Mr. Cave
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar.
Klappentext:
Wie weit geht ein Vater, um seine Tochter vor der Welt zu schützen?
Beklemmend, bewegend und zutiefst zu Herzen gehend: Matt Haigs psychologischer Roman über die zerstörerische Kraft von Angst und Liebe.
Wann wird Liebe zu Besessenheit?
Drei Mal schon musste Antiquitätenhändler Terence Cave den Verlust eines geliebten Menschen verkraften: erst den Selbstmord seiner Mutter, dann den Mord an seiner Frau, und schließlich den tragischen Tod seines Sohnes Reuben. Geblieben ist ihm nur noch seine Tochter Byrony, Reubens Zwillingsschwester – und das Gefühl, dass ihm alle genommen werden, die er liebt.
Umso verzweifelter versucht Terence nun, seine wunderschöne Tochter vor jeder Gefahr zu schützen, koste es, was es wolle! Doch die 15-jährige Byrony riskiert immer mehr, um aus dem goldenen Käfig ihres Vaters auszubrechen, und Terence muss sich fragen, ob er sie wirklich nur beschützen will?
Meine Meinung
„Alles, was wir an den Kindern ändern wollen, sollten wir zunächst wohl aufmerksam prüfen, ob es nicht etwas sei, was besser an uns zu ändern wäre.“ – Carl Gustav Jung, Über die Entwicklung der Persönlichkeit
Ich hatte ein beklemmendes Gefühl beim Lesen. Und das kenne ich von Matt Haig nicht. Bekanntlich sind es immer sehr aufmunternde und mutmachende Texte. Wie eine Leserstimme von Johanna Adorján für Die Mitternachtsbibliothek sagt: „Die Welt wird heller, wenn man Matt Haig liest.“
Und was mache ich jetzt nach diesem Buch? Ich weiß nämlich bis zu diesem Moment nicht richtig, wie ich es finden soll. Kann ich dieses Buch bewerten? Sollte man diese Thematik bewerten?
Matt Haig versucht mit seinen Worten etwas Ordnung in den Kopf zu bringen, aus einer schwierigen Situation eine hoffnungsvolle zu machen, doch nach Der fürsorgliche Mr. Cave ist alles etwas wirr in meinem Kopf.
Aber auch in diesem Werk waren seine Worte wieder wichtig und relevant und haben bei mir einen Gedankensturm ausgelöst. Diese Thematik war etwas, womit ich nicht zu 100% gerechnet hatte.
Die Art wie die Geschichte erzählt wurde, fand ich stilistisch super interessant. Den/die LeserIn einzubinden und es so wirken zu lassen, als ob man selbst die Protagonistin ist, fand ich vor allem aber in dieser Situation das schwierige daran. Fürs Herz meine ich. Denn ich weiß, dass es diese Situationen wirklich gibt und genau das tut an den Worten so weh.
„Gäbe es eine vollkommene Kunst, einen vollkommenen Spiegel, die unsere eigene Miene so reflektierte, dass wir uns aus sämtlichen Perspektiven sehen könnten, würde dies das Ende allen schöpferischen Strebens bedeuten.“ – Matt Haig, Mr. Cave (S. 48)
Ich kann und will die Thematik in diesem Buch nicht bewerten, da es nichts zu bewerten gibt. So etwas kann man nicht mit Sternen beschreiben, sondern nur mit Gefühlen und die Gefühle waren da. Haigs Worte waren schon immer genaustens ausgewählt. Gefühle konnte er schon immer gut beschreiben und die Art, wie er Bilder im Kopf erschafft und mit den kleinsten und unwichtigsten Sätzen etwas viel Größeres sagen kann, ist einzigartig.
„Du gingst aus der Küche, und ich stand da und rührte im Porridge, der am Topfboden angebrannt war, während im Radio irgendjemand über das langsame Sterben unserer Sonne sprach.“ – Matt Haig, Mr. Cave (S. 159)
Zu Anfang war es befremdlich mit ‚Du‘ angesprochen zu werden. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt, wie es endet, was es beinhaltet. Rein vom Gefallen her, hätten einige Szenen weniger langatmig sein können. Aber vielleicht waren sie auch da, um buchstäblich den Atem anzuhalten.
Kann ich von mir behaupten, dass ich dieses Buch so schnell nochmal lesen werde? Nein. Würde ich trotzdem jedem/r raten, es selbst in die Hand zu nehmen und sich ein eigenes Bild zu malen? Definitiv.
Ich glaube im Allgemeinen sind Matt Haigs Geschichten etwas, was man selbst erfahren muss. Jede/r hat einen anderen Blickwinkel darauf und bringt unterschiedlichen Erfahrungen mit. Ja, und diese Erfahrungen kann man nicht bewerten. Die Charaktere waren für mich wahrscheinlich greifbar, weil sie es sein müssen und Haig fantastisch schreiben kann, aber gleichzeitig fühlte ich mich so weit weg. So abgekapselt, vor allem vom Vater. War das beabsichtigt? Oder nicht? Ich weiß es nicht.
„Ange ou Démon? – Les deux sont la même chose.” – Matt Haig, Mr. Cave (S. 162)
Der fürsorgliche Mr. Cave war ein Gedankensturm all meiner Gefühle und ich werde niemals mehr aufhören all seine Worte zu lesen, in mich aufzunehmen, darüber immer und immer wieder nachzudenken.
Es fiel mir also super schwer eine Sternebewertung abzugeben. 3 sind in Ordnung. 3 bedeuten, dass ich es mochte, aber eigentlich nicht mögen kann. 3 bedeutet, dass es nicht mein Liebling von ihm war und rein stilistisch, nur meiner Meinung nach, ausbaufähig ist. Aber keine Ahnung. Ich glaube diese Rezension sagt alles über dieses Buch aus, was es am Ende zu sagen gibt.
Kommentar schreiben