von Fam Schaper ('Catching Up With The Carters - In your Eyes' ET: 28. Juni 2022)
fotografiert und geschrieben von Lena Hecker aka headoverbook
21. Juni 2022
Foto von GetImages
„Da war ich noch sehr, sehr jung.“
Aphrodite sitzt mir im Hotelzimmer gegenüber, während wir zusammen Kaffee trinken. Das Kamerateam der Vogue, die das Get-Ready-With-Me für das heutige Event filmen, ist ebenfalls im Zimmer. Der Star des Videos niemand anderes als Aphrodite Carter. Eines der jüngeren Geschwister der Carter Reality-TV-Familie, die bereits ihr halbes Leben vor der Kamera hinter sich hat.
Vor uns auf dem Couchtisch liegt ein Bild ihrer Familie, welches sie nun in der Hand hält.
„Es wird nicht einfacher, man gewöhnt sich einfach an dieses Leben und all die ungewünschte Aufmerksamkeit.“
Ihr Gesicht zeigt eine Anspannung, die laut ihr jedoch vom Filmen der letzten Catching Up With The Carters Staffel kommt. Denn natürlich sei es auch nach Jahren anstrengend täglich von einem großen Team verfolgt zu werden, sagt Aphrodite und trinkt ihren Kaffee. Die neue Staffel ist abgedreht, doch für den jungen Reality-TV-Star bedeutet dies nicht, dass eine lange Pause bevorsteht. Bereits morgen geht es schon nach Hawaii, wo dieses Jahr die Dreharbeiten für die neue Staffel von Celebrities in Love stattfinden. Aphrodite macht dort nicht als Celebrity mit, sondern wird zum ersten Mal hinter den Kulissen stehen. Sie erzählt mir, wie es zu der Entscheidung kam, Abstand von ihrer Familie und der Show zu nehmen, um etwas Eigenes aufzubauen.
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Kleid von Vivienne Westwood
Bereits nach einigen Tagen stellten sich Zweifel auf, ob dies wirklich der richtige Weg gewesen sei, sagt Aphrodite. „Ich habe bisher noch nie etwas komplett alleine in die Hand genommen und hier meine Chance gesehen diesen Lebensweg einzuschlagen. Ich glaube, vieles sieht im Kopf anders aus, als in der Realität.“ In Gedanken schaut die 21-Jährige aus dem Fenster auf die Skyline von Los Angeles, die Sonne geht noch lange nicht unter und doch sitzt die junge Frau bereits mehrere Stunden im Hotelzimmer, um sich fertig zu machen. Nebenbei werden E-Mails beantwortet und Telefonate geführt.
Aphrodite wollte schon als kleines Mädchen Regisseurin werden, Filme drehen und das Leben hinter der Kamera führen. Doch dazu kommt es lange Zeit nicht, denn ihr wird sofort eine bestimmte Rolle von der Öffentlichkeit zugeschrieben. Jahrelang lebt der Reality-Star im Schatten ihrer Familie, hält sich inmitten von Artikeln und Schlagzeilen auf, denen sie niemals wirklich entkommen konnte. Keine Entscheidung darüber zu haben, welche Informationen an andere Menschen gelangen, nagt lange Zeit an ihr.
„Oft weißt du selber nicht mehr, was die Wirklichkeit ist, und was nicht. Du fängst an zu glauben, was sie über dich schreiben“, erklärt Aphrodite.
Sie hat zu vielen Freunden den Kontakt verloren, gibt sie uns noch zu verstehen. Vertrauen in andere Menschen zu stecken, sei schwer in ihrer Situation. Vieles wird überspitzt und Freundschaften für mehr Publicity ausgenutzt.
„Du merkst sehr schnell, wer deine wahren Freunde sind.“
Nach einiger Zeit lernt man, dass du Gefahr läufst, etwas gerät an die Öffentlichkeit, sobald jemand etwas preisgibt. „Jedes Wort das den Mund verlässt muss gut bedacht sein.“ Auch in diesem Interview kommt es mir so vor, als denke Aphrodite über jeden Satz sehr lange nach.
Foto von Vogue Magazine
Als ich ihre Geschwister erwähne, muss sie leicht schmunzeln und nimmt das Familienfoto ein weiteres Mal in die Hand. Am engsten sei sie mit Hadrian und Athena Carter, denn der Altersunterschied
ist nicht so groß, wie zu dem Rest der Familie.
Ich frage sie, ob eine Reality-TV-Show die Familiendynamik stark beeinflusse, bekomme daraufhin jedoch nur ein leichtes Schulterzucken. Erst nach einigen weiteren Momenten gibt sie die Antwort.
„Man versucht zusammenzuhalten, wo man kann.“ Wenn man damit aufwächst, gefilmt zu werden, kann ich mir vorstellen, dass es sich nachhaltig auf das Leben aller auswirkt, somit auch auf den
Zusammenhalt der Familie. Doch Aphrodite gibt mir sehr schnell zu verstehen, dass eine Familie für immer eine Familie bleibe, auch wenn es Höhen und Tiefen gibt.
„Perfektion gibt es nicht, auch wenn es im Fernsehen immer so aussieht. Ich bin nicht perfekt und kann es niemals sein. Ich mache hier einen guten Job, aber keinen perfekten. Die sozialen Medien
lassen alles etwas besser wirken, als es in Wirklichkeit ist.“
Sie holt ihr iPhone aus der Handtasche und scrollt durch ihren Instagram-Feed, erklärt mir, was dort bearbeitet ist und welche Dinge eher weniger glamourös seien, als sie auf dem ersten Blick
wirken. Drehtage sind lang und anstrengend. Sie zerren an Nerven und auch wenn es für Zuschauer nach dem Schnitt alles nett und ganz witzig aussieht, steckt sehr viel Disziplin dahinter. Das
alles ist allerdings nichts Neues für den Profi vor mir.
„Das Online Leben ist eine andere Form des Entertainments. Alles wird gepostet, damit es andere Leute erfreut. Daran ist nichts mehr persönlich.“
Auch die Reality-TV-Shows seien nichts anderes heutzutage. Viele Menschen erfreuen sich an dem Leben anderer Leute.
Es bleibt nicht viel Platz für dich selbst, ergänzt sie noch und steckt das Handy weg, um mir wieder ihre komplette Aufmerksamkeit zu schenken. „Ich merke selber, wie ich auf Social-Media
zurückgreife, wenn mein eigenes Leben zu anstrengend wird. Obwohl ich weiß, dort nichts Glauben zu schenken, was man liest. Deren Leben ist nicht besser oder schlechter als meins. Sie wissen nur,
wie man das Schlechte gut versteckt.“
Jedes noch so intime Detail wird an die Presse verkauft und dramatisiert, um damit Geld zu machen. Uns beiden ist bewusst, auf welche Schlagzeilen sich die junge Frau bezieht. Doch ganz egal, wie sehr sie versucht die negativen Schlagzeilen und Kommentare zu ignorieren, irgendwann treten die Selbstzweifel ans Licht. „Wenn es doch alle sagen, muss es stimmen.“
Von dem Reality-Star, die jedes Wochenende negative Artikel bekommt, ist in diesem Hotelzimmer jedoch nichts zu sehen. Aphrodite ist zuvorkommend, nett zum Personal, kümmert sich darum, dass ich mich ebenfalls wohlfühle.
„So etwas kann nur auf Gegenseitigkeit funktionieren. Du kannst nicht erwarten, dass Menschen nett zu dir sind, wenn du sie nicht gleichwertig behandelst. Das sind auch alles Menschen mit wichtigen Jobs und Gefühlen.“ Eine Eigenschaft, die gerade in der heutigen Zeit sehr viel Wert ist. Aphrodite möchte keine Negativität verteilen und hofft darauf, dass Menschen, vor allem hinter einem Bildschirm, wieder etwas mehr auf Empathie zurückgreifen.
„Ich habe mir diesen Job nicht ausgesucht, aber ich bin sehr froh über meine Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnet haben.“ So auch der Job bei Celebrities in Love. Nichts daran sei selbstverständlich, sondern eine Chance, einen anderen Zukunftsweg einzuschlagen. Aphrodite grinst, während sie darüber spricht und ein Leuchten erscheint in ihren Augen.
„Ich möchte nicht nur anderen Menschen beweisen, dass ich mehr als nur ein Reality-TV-Kind bin, sondern zuallererst mir selbst.“
Foto von Vogue Magazine
Wir trinken noch eine weitere Tasse Kaffee und reden über den bevorstehenden Abend. Ein Event mit vielen Paparazzi, Kameras, Champagner und Designer Kleidung. Aphrodite Carter läuft heute mit einem Vivienne Westwood Designerkleid über den roten Teppich, welches sie mir stolz präsentiert.
Wir kommen noch einmal auf das Thema Social-Media zurück, denn Aphrodite nimmt ihre Followers schon den ganzen Tag fleißig auf Instagram mit. Für sie ist klar, dass die Wahrheit in der Presse niemals der Fokus sein wird und versucht langsam, aber sicher, mit ihren Imperfektionen klarzukommen.
„Ganz egal wie Reality-TV funktioniert und wie gestellt etwas in den sozialen Netzwerken sein kann, du bist immer noch eine reale Person. Du existierst, atmest, lebst auf dieser Welt und die Menschen nehmen sich einfach die Freiheit darüber zu urteilen.“
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